Verrundung von Werkzeugkomponenten im Schleppfinish-Verfahren
Im Rahmen der kontinuierlichen Prozessoptimierung ersetzte voestalpine Rotec GmbH als weltweit agierender Hersteller von PrÀzisionsstahlrohrprodukten die manuelle Bearbeitung der Kanten von Stanzwerkzeugen durch einen automatisierten Gleitschliffprozess mit dem Schleppfinisher R 4/700 SF von Rösler. Durch die exakte Einzelteil-Bearbeitung, die trocken erfolgt, wird eine mindestens doppelte und bei verschiedenen Werkzeugen sogar bis zu zehnfache Standzeit erreicht. Der Return on Investment liegt daher deutlich unter zwei Jahren.
Die voestalpine Rotec ist eine international agierende Unternehmensgruppe mit elf Produktionsstandorten in Europa, Nordamerika und Asien, die sich auf die Herstellung, Weiterverarbeitung und den Vertrieb von PrĂ€zisionsstahlrohrprodukten spezialisiert hat. Durch die Einbettung in den weltweit tĂ€tigen Stahl- und Technologiekonzern voestalpine steht Kunden das komplette Know-how vom FlĂŒssigstahl bis zur fertigen Rohrkomponente zur VerfĂŒgung. Die Entwicklung innovativer Produkte und Fertigungstechnologien erfolgt in vier Divisionen, wobei die voestalpine Rotec Gruppe, mit Hauptsitz im steirischen Krieglach, zur Metal Forming Division gehört. Hier werden neben PrĂ€zisionsstahlrohren ĂŒberwiegend sicherheitsrelevante Komponenten wie Gurtstraffer-Rohre fĂŒr die Automobilindustrie gefertigt. Die hochkomplexen Anlagen fĂŒr die Herstellung der Rohrteile werden hier ebenfalls konstruiert und gebaut. âDabei nutzen wir kontinuierliche Prozessoptimierungen, um auch in Ăsterreich zu international wettbewerbsfĂ€higen Kosten produzieren zu könnenâ, merkt Hannes Winkler, Assistent der Werksleitung bei voestalpine Rotec und zustĂ€ndig fĂŒr die Prozessoptimierung, an.
Kostensenkung durch Erhöhung der Werkzeugstandzeit
Noch bevor sich an Stanzwerkzeugen wie Dornen und Matrizen VerschleiĂ einstellte, mussten diese aufgrund von KantenbrĂŒchen ersetzt werden. Die Kanten wurden zwar immer wieder manuell nachbearbeitet, was aber nicht zum gewĂŒnschten Erfolg fĂŒhrte. Bei rund 50 Millionen gefertigter Teile pro Jahr war die Werkzeugbeschaffung daher ein erheblicher Kostenfaktor. Der Prozessoptimierer suchte deshalb einen reproduzierbaren, automatisierten Prozess fĂŒr die Verrundung der Kanten, durch die eine lĂ€ngere Standzeit der Werkzeuge erreicht wird.
Schleppfinishen in kosteneffizienter Trockenbearbeitung
Eine Aufgabenstellung, bei der das Schleppfinishen StĂ€rken ausspielen kann. Dieses spezielle Verfahren der Gleitschlifftechnik ermöglicht komplex geformte, hochwertige WerkstĂŒcke prĂ€zise und gezielt zu bearbeiten. Exakt wiederholbare Prozessparameter gewĂ€hrleisten dabei reproduzierbare Ergebnisse. âDa ich aus einer frĂŒheren TĂ€tigkeit bei einem Motorsport-Zulieferer wusste, dass die Rösler OberflĂ€chentechnik solche Anlagen anbietet, wandte ich mich zuerst an dieses Unternehmen. SelbstverstĂ€ndlich haben wir auch mit anderen Herstellern von Gleitschlifftechnik gesprochen und Tests durchgefĂŒhrtâ, erklĂ€rt Hannes Winkler. Ausschlaggebend bei der Entscheidung fĂŒr den Schleppfinisher R 4/700 SF war, dass Rösler als einziger Anbieter die Bearbeitung der Werkzeuge in einem trockenen Prozess anbieten konnte. âDiese Lösung macht die bei einer Nassbearbeitung erforderlichen Komponenten fĂŒr die Aufbereitung des Prozesswassers ĂŒberflĂŒssig. Sie ist daher sowohl im Invest als auch bei den laufenden Betriebskosten gĂŒnstiger. Die QualitĂ€t und Lebensdauer der Anlagen sowie ihre hohe VerfĂŒgbarkeit haben ebenfalls eine Rolle gespieltâ, ergĂ€nzt Hannes Winkler.
Automatisierte, an unterschiedliche Werkzeuge anpassbare Bearbeitung
Der kompakte, nach dem Plug and Play-Konzept gestaltete Schleppfinisher verfĂŒgt ĂŒber ein Karussell fĂŒr vier Arbeitsspindeln mit jeweils drei Teileaufnahmen. Das Karussell und die Arbeitsspindeln sind mit separaten Antriebsmotoren ausgestattet, sodass deren Bewegungen individuell und unabhĂ€ngig voneinander einstellbar sind. Unter dem schnell mit einem FlurfördergerĂ€t wechselbaren ArbeitsbehĂ€lter befindet sich ein Vibrationsmotor, der fĂŒr eine optimale Durchmischung des Bearbeitungsmediums â hier Walnussschalengranulat und Korund â sorgt.
FĂŒr den Prozess werden die zu bearbeitenden Werkzeuge manuell in teilespezifische WerkstĂŒckhalterungen gespannt und an die Aufnahmen der Arbeitsspindeln angekoppelt. Der Mitarbeiter fĂ€hrt die Spindeln dafĂŒr per Knopfdruck direkt zur Be- und Entladeposition, sodass die BestĂŒckung ergonomisch, einfach und schnell durchgefĂŒhrt werden kann.
Nach dem Start des entsprechenden Bearbeitungsprogramms, das in der frei programmierbaren Anlagensteuerung hinterlegt ist, fahren die Spindeln rotierend in das Bearbeitungsmedium. Karussell und Spindel bewegen sich jeweils in der definierten Drehzahl gegenlĂ€ufig. Nach etwa der HĂ€lfte der Bearbeitungszeit â sie liegt je nach Werkzeug zwischen 15 und 45 Minuten â erfolgt ĂŒblicherweise eine Drehrichtungsumkehr. Dies gewĂ€hrleistet, dass die Kanten der Werkzeuge von allen Seiten gleichmĂ€Ăig bearbeitet werden.
Kontinuierlich steigendes Bearbeitungsspektrum verkĂŒrzt Amortisationszeit
Vorgesehen war der Einsatz der Anlage anfĂ€nglich fĂŒr etwa fĂŒnf Highrunner-Werkzeuge. âDurch die sehr guten Ergebnisse der maschinellen Bearbeitung hat sich die Standzeit dieser Komponenten mindestens verdoppelt und bei einigen Werkzeugen sogar verzehnfacht. Inzwischen arbeiten wir seit einem halben Jahr mit der Anlage und haben das zu bearbeitende Werkzeugspektrum auf rund 20 Teile erhöht. Die Amortisationszeit liegt daher mittlerweile bei deutlich unter zwei Jahren und verkĂŒrzt sich mit jedem Teil, das hinzukommt, weiterâ, berichtet Hannes Winkler. Dies hat auch dazu gefĂŒhrt, dass Rösler in der Unternehmensgruppe als Anlagenlieferant fĂŒr diese Anwendung gelistet ist.
Neben der Bearbeitung von weiteren Werkzeugen hat der Prozessoptimierer auch eine Polieranwendung im Blick. âWir fĂŒhren dazu derzeit Versuche durch. Sollten die Ergebnisse positiv sein, werden wir einen zweiten ArbeitsbehĂ€lter fĂŒr das dafĂŒr erforderliche Bearbeitungsmedium beschaffen. Das ist auch ein Vorteil dieser Anlage, dass der BehĂ€lter einfach ausgetauscht werden kann und wir so unkompliziert von einer zur anderen Anwendung wechseln könnenâ, merkt Hannes Winkler abschlieĂend an.