FĂŒr eine optimale Patientenversorgung mĂŒssen die verschiedenen Bereiche von HĂŒftschĂ€ften unterschiedliche OberflĂ€chenanforderungen erfĂŒllen. Um am Halsbereich der Implantate eine glatte und hochglanzpolierte OberflĂ€che herzustellen, ersetzte ein PrĂ€zisionsteilehersteller das manuelle Schleifen mit anschlieĂender Elektropolitur durch einen zweistufigen, automatisierten Gleitschliffprozess. Der Schleppfinisher R 4/700 SF von Rösler ermöglicht dabei die prĂ€zise Einzelteilbearbeitung von zwölf HĂŒftschĂ€ften gleichzeitig. Neben deutlichen Kosten- und Zeiteinsparungen resultieren daraus eine verbesserte und reproduzierbare QualitĂ€t.
Die spanende Herstellung von feinmechanischen Komponenten und Baugruppen ist das Metier, dem sich die im niederösterreichischen Pottendorf ansĂ€ssige MBN PrĂ€zisionstechnik GmbH seit 20 Jahren widmet. Der Schwerpunkt liegt in der Produktion von chirurgischen Implantaten und Instrumenten aus Titan und Edelstahl. Das entsprechend DIN 13485 zertifizierte Unternehmen verfĂŒgt nicht nur ĂŒber einen hochmodernen Maschinenpark inklusive Laserbeschriftungslösungen und 3D-Messtechnik, sondern auch ĂŒber ReinrĂ€ume fĂŒr das Beschichten und sterile Verpacken der Produkte.
Herausforderung: Partielle Bearbeitung unterschiedlicher HĂŒftschĂ€fte
Die Produktion ist weitestgehend automatisiert und stellt eine lĂŒckenlose RĂŒckverfolgbarkeit vom Rohmaterial bis zum fertigen Produkt sicher. Das Polieren der SchafthĂ€lse von HĂŒftimplantaten erfolgte allerdings bis vor kurzem noch in Handarbeit durch manuelles Vor- und Feinschleifen sowie anschlieĂendes Elektropolieren. Dieser Fertigungsschritt verursachte nicht nur einen enormen Zeit-, Personal- und Kostenaufwand, sondern war auch unter den Aspekten Reproduzierbarkeit und Nachhaltigkeit nicht optimal. GeschĂ€ftsfĂŒhrer Thomas MĂŒllner suchte deshalb bereits seit lĂ€ngerem eine automatisierte Alternative. âDa nur ein genau definierter Bereich poliert werden darf und verschiedene Schafttypen in unterschiedlichen GröĂen zu bearbeiten sind, stellte die Automatisierung eine gewisse Herausforderung dar. Die ersten Versuche und Musterbearbeitungen wurden bei einem Wettbewerber von Rösler durchgefĂŒhrt, dieser konnte jedoch keine zufriedenstellenden Ergebnisse liefern.â
Eine Anwendung fĂŒrs Schleppfinishen
Auf Empfehlung eines Endkunden von MBN folgten weitere Versuche mit der österreichischen Niederlassung von Rösler, welche sich in unmittelbarer NĂ€he befindet und ĂŒber ein kombiniertes Versuchs- und Dienstleistungszentrum verfĂŒgt. Zum Einsatz kam ein Schleppfinisher. Diese spezielle Gleitschliffanlage ermöglicht eine sehr prĂ€zise und gezielte Einzelbearbeitung komplex geformter, hochwertiger WerkstĂŒcke. Exakt wiederholbare Prozessparameter gewĂ€hrleisten dabei reproduzierbare Ergebnisse. âDas umfangreiche Know-how und die Erfahrung aus dem Lohnbetrieb haben wesentlich dazu beigetragen, dass wir in den Schleppfinish-Versuchen sehr schnell einen zweistufigen Prozess mit den Schritten Nassschleifen und Trockenpolieren entwickeln konnten, mit dem wir in kurzen Bearbeitungszeiten gleichbleibend gute Ergebnisse erzielenâ, erinnert sich Thomas MĂŒllner. Ausschlaggebend war darĂŒber hinaus mit dem Vibrationsmotor unter dem ArbeitsbehĂ€lter ein technischer Vorteil der Schleppfinish-Anlage von Rösler. âDie Vibration des ArbeitsbehĂ€lters sorgt dafĂŒr, dass das Bearbeitungsmedium optimal durchgemischt und alle relevanten Bereiche der HĂŒftschĂ€fte homogen bearbeitet werdenâ, ergĂ€nzt der GeschĂ€ftsfĂŒhrer.
Automatische Bearbeitung mit zwei ArbeitsbehÀltern
Entschieden hat man sich bei MBN PrĂ€zisionstechnik fĂŒr einen kompakten Schleppfinisher R 4/700 SF. Die Plug-and-Play-Maschine verfĂŒgt ĂŒber einen ArbeitsbehĂ€lter mit 700 mm Durchmesser sowie ein Karussell fĂŒr vier Arbeitsspindeln mit jeweils drei Teileaufnahmen. Das Karussell und die Arbeitsspindeln werden von separaten Motoren angetrieben, sodass deren Bewegungen individuell und unabhĂ€ngig voneinander einstellbar sind. Zur Ausstattung der Anlage gehört auĂerdem ein zweiter ArbeitsbehĂ€lter, der mit einem FlurfördergerĂ€t einfach und schnell getauscht werden kann.
Vor dem Schleifen werden die nicht zu bearbeitenden Bereiche der HĂŒftschĂ€fte maskiert und die Implantate manuell in WerkstĂŒckhalterungen gespannt. âWir haben dafĂŒr eine Spannvorrichtung konstruiert, die wir fĂŒr alle Schafttypen und -gröĂen verwenden könnenâ, bemerkt Thomas MĂŒllner. Die Aufnahmen werden dann an die Arbeitsspindeln angekoppelt.
Nach dem Start des entsprechenden Bearbeitungsprogramms, das in der frei programmierbaren Anlagensteuerung hinterlegt ist, fahren die Spindeln rotierend in das Bearbeitungsmedium. FĂŒr das Nassschleifen kommt ein Gemisch aus kunststoffgebundenen Schleifkörpern unterschiedlicher Geometrien mit abgestimmtem Compound zum Einsatz. Karussell und Spindel bewegen sich jeweils in der definierten Drehzahl gegenlĂ€ufig. Nach etwa der HĂ€lfte der Bearbeitungszeit â sie betrĂ€gt weniger als eine Stunde â erfolgt ĂŒblicherweise eine Drehrichtungsumkehr. Dies gewĂ€hrleistet, dass die SchafthĂ€lse von allen Seiten gleichmĂ€Ăig bearbeitet werden. FĂŒr die Aufbereitung der FlĂŒssigkeit aus dem Nassschleifprozess hat MBN PrĂ€zisionstechnik zusĂ€tzlich in das halbautomatische Prozesswasserkreislauf-System Z 800 von Rösler investiert. Durch die KreislauffĂŒhrung der ProzessflĂŒssigkeit wird die Umwelt geschont und die Prozesskosten deutlich reduziert.
Das Polieren erfolgt mit einem pflanzlichen Trockenpoliermedium. FĂŒr diesen Prozessschritt, bei dem die Bearbeitungszeit deutlich unter 20 Minuten liegt, wird der ArbeitsbehĂ€lter einfach ausgetauscht. âDurch den automatischen Schleppfinish-Prozess konnten wir einerseits die QualitĂ€t und Reproduzierbarkeit weiter erhöhen. Andererseits fallen fĂŒr das Schleifen und Polieren der SchafthĂ€lse nur noch rund ein Drittel der vorherigen Kosten an. Dadurch amortisiert sich diese Investition in rund drei Jahrenâ, merkt Thomas MĂŒllner abschlieĂend an.